Die Slowenen waren nur scheinbar Teil des siegreichen Lagers

    Autor BOJAN WAKOUNIG

Der Historiker Andrej Rahten beschreibt in seinem neuesten, in slowenischer Sprache erschienenen Werk „Nach dem Zerfall des gemeinsamen Staates – Slowenisch-österreichische Differenzen vom Marburger Umsturz bis zur Kärntner Volksabstimmung“ die Bemühungen der Slowenen um ihre Nordgrenze in der Steiermark und in Kärnten. Um ein Haar hätte es fast auch ein Plebiszit in der Untersteiermark um Marburg-Maribor gegeben. Und auch Oberkrain, Gorenjska, war nicht vor einer Teilung sicher, das kaum entstandene Jugoslawien musste bei den Friedensverhandlungen in Paris um das obere Savetal bangen. Rahten, Professor für Zeitgeschichte an der Universität Maribor, stellt im äußerst spannenden und gut lesbar geschriebenen Buch vor allem die slowenisch-österreichischen diplomatischen Beziehungen in den Mittelpunkt, die schon mehr als zwei Jahrzehnte sein Forschungsgegenstand sind. „Die Diplomatie in Paris wurde nicht nur von Argumenten und Memoranden beherrscht, sondern war in großem Maße eine klassische Politik der Großmächte. (…) Auch im Falle Kärntens stellte es sich schnell heraus, dass die Slowenen als Mitglieder der jugoslawischen Delegation nur scheinbar Teil des siegreichen Lagers waren. Letztendlich überwogen die Entscheidungen der Großmächte. Konkret: so wie sich der amerikanische Präsident Wilson entschied, so fassten auch die übrigen Großmächte ihre Entscheidung für die Kärntner Volksabstimmung. Trotz der ausgesprochen engagierten Tätigkeit der slowenischen Vertreter in Paris, obwohl sich wirklich alle bemühten und Serbien den Status eines Siegerstaates hatte, der im Ersten Weltkrieg gegen Österreich-Ungarn gekämpft hatte, trotz all dieser Faktoren blieb es letztlich bei der Entscheidung, die im Gegensatz zu den Erwartungen der slowenischen nationalen Politik stand.“