Ein Haus der Kunst an der Drau

    Autor BOJAN WAKOUNIG

Als Marija Šikoronja im Jahr 1985 in ihrem Haus in Rosegg (Rožek) die erste Ausstellung organisierte, lud sie dazu nur ihren engsten Freundes- und Bekanntenkreis ein. Sie wollte den Galeriebetrieb langsam und vorsichtig angehen. Auch um im Stillen den Rückzug anzutreten, falls es nicht klappen sollte. Doch sie irrte. Schon die erste Ausstellung war ein gewaltiger Erfolg, waren doch Werke des angesehenen kärntnerslowenischen Künstlers Valentin Oman zu sehen.

In den letzten 35 Jahren stellten bei Marija Šikoronja Künstler aus Slowenien, Österreich, Frankreich und anderen Ländern aus. Die Galerie genießt sowohl bei den Besuchern als auch in Künstlerkreisen hohes Ansehen, was auch der Kärntner Dichter und Maler Gustav Januš bestätigt. Seit 1987 stellte er in der Galerie Šikoronja vierzehnmal aus: „Marija hat viel Gespür bei der Auswahl der Künstler.“

Das Haus war ehemals das Gasthaus Zur Brücke, dort soll sogar der französische Kaiser Napoleon übernachtet haben. Da das Gebäude sowieso einer kompletten Renovierung bedurfte, fragte Valentin Oman Marija Šikoronja, ob er zuvor an den Wänden eine neue Maltechnik ausprobieren dürfte. Er erhielt damals nämlich den Auftrag, das Kircheninnere auf dem Tanzenberg bei Maria Saal neu zu gestalten und wollte sich darauf vorbereiten. Die so entstandenen Fresken waren Teil der ersten Ausstellung in der Galerie Šikoronja und sind bis heute erhalten. Mit ihnen begann auch die mittlerweile 35-jährige Erfolgsgeschichte dieser Galerie am Drauufer.

Von Anfang an ist die slowenische Sprache ein selbstverständlicher Teil der Galerie, alle Einladungen sind zweisprachig. Auch das grenzüberschreitende Wirken gehört zu den Kernaufgaben der Galerie, die für so manchen Künstler aus Slowenien das Tor zum österreichischen Kunstmarkt war und ist. Die Galerie ist auch Schauplatz für Literaturabende.