Geschichten aus dem Haus an der Straße

    Autor JOŽE KOŠNJEK
    Übersetzung BOJAN WAKOUNIG

An der Loiblpass-Bundesstraße steht im Loibltal, auf Slowenisch Brodi, das 124 Jahre alte Haus mit dem slowenischen vulgo Namen pri Mihu und der Hausnummer 1. Obwohl es seit mehr als dreißig Jahren nicht mehr ständig bewohnt wird, ist es drinnen doch lebendig. Die Familie Kohlenprath, die Eltern Lenčka und Hanzi sowie die Töchter Renate und Petra mit Familien, hat es renoviert und eine Ausstellung zur Geschichte des Hauses an der Straße installiert, die zeitweise auch eine tragische Geschichte des Loibltales, seiner Menschen und des gesamten zweisprachigen Kärntens ist. Das Haus sowie die Ausstellung mit dem Namen Gedächtnis des Ortes waren Teil der Kärntner Landesfeierlichkeiten anlässlich des hundertsten Jubiläums der Volksabstimmung. Zahlreiche Besucher wurden dadurch aufmerksam auf das Haus. Die Schwestern Renate und Petra gründeten im Jahre 2015 in Graz, wo sie heute leben, den Kulturverein Interferenzen. Sie laden zu Veranstaltungen ins Haus, das sie und damit die Familiengeschichte vor dem Vergessen retteten, und geben die Zeitschrift Brojanski kurir heraus. Das Haus an der Straße wurde im Jahre 1896 von Neža und Miha Kohlnprath erbaut. Deren Enkel Hanzi, Jahrgang 1939, pensionierter Schäfter-Meister in der Ferlacher Büchsenmacherei, übersiedelte im Jahre 1983 mit seiner Frau Lenčka ins neuerbaute Haus in Ferlach und ist ein Quell der Erinnerungen an zahlreiche Begebenheiten, die für die Töchter interessant sind. Als während des Krieges zahlreiche Lastwägen und Traktoren am Haus vorbeifuhren, überredete er seine Mutter, auf den Loibl zum Konzentrationslager zu gehen. Für immer blieb ihm davon die Erinnerung an gebückte Menschen, die Steine transportierten … 

Petra Kohlenprath mit dem Stammbaum ihrer Familie