Schriftstellerin, Buchhändlerin, Medienwissenschafterin, Bildende Künstlerin und Kräuterpädagogin

Vita

Mag. Dipl.-Werbekauffrau Tatjana I. L. Gregoritsch-Kreuzberger, geb. 1962 in Wien, Buchhändlerin, Medienwissenschafterin, IT-Consultant, Bildende Künstlerin und Kräuterpädagogin, Alpinausbildung, aufgewachsen in Wien und Kärnten. Studium in Wien, München, Helsinki, berufliche Auslandsaufenthalte in Deutschland, England und Skandinavien, in Verlagen tätig, als Geschäftsführerin ihrer Agentur für Unternehmenskommunikation eine der ersten Aktiven im Web. Malt, fotografiert, schreibt Prosa und Lyrik. Diverse Literaturpreise und Shortlists. Veröffentlicht seit 1980 in Magazinen, online und in Anthologien, Regionalführer für Kärnten („Wörtherseewanderungen“ 2013, „Rosentalwanderungen“ 2015, „Südkärntenwanderungen“ 2017, „Popotnik po Rožu“ 2019). Sie ist Mitglied beim P.E.N. Club Austria, IG Autorinnen Autoren und des Kärntner SchriftstellerInnenverbandes. Lebt in Kärnten und Wien.

Ihr neuestes Buch: Verschwunden im Meerauge

Ein Kärnten-Krimi zwischen Wörthersee und Karwanken

Ein Regionalkrimi mit dem sympathischen, triathlon-trainierten Kommissar Auernig im Spannungsfeld zwischen Wien, Kärnten und Slowenien. Nichts ist, wie es scheint. Der Fall dreht sich um eine verschwundene Journalistin aus Wien. Ist eine Leiche am mystischen Meerauge nahe der Grenze unauffindbar? Alte Rechnungen aus Nachkriegstagen, persönliche Eitelkeiten und familiäre Verstrickungen brechen auf. Humorvoll wird Bezug auf aktuelle gesellschaftspolitische Themen wie Spiel- und Kaufsucht genommen. Nicht fehlen darf auch eine Portion Lokalkolorit in Form kulinarischer Rezepte. Tatjana Gregoritsch ist ein vielschichtiger Krimi um Immobilienspekulationen, Familienbande, Machtmissbrauch und alte Geheimnisse gelungen.

Interview mit der Schriftstellerin

In Kärnten sind Sie sind vor allem für Ihre Wanderführer bekannt, haben aber auch etliche Kurzgeschichten geschrieben. „Verschwunden im Meerauge“ ist Ihr erster Krimi, worin hat sich der Schreibprozess diesmal von anderen Werken unterschieden? War die Herangehensweise eine andere? 

Während der Arbeit an den inzwischen vier Wanderführern, jeweils in Kooperation mit Tourismus, Unternehmen und Gemeinden der Regionen in acht Jahren entstanden, für die ich pro Buch an die siebzig Touren unternommen habe, sammelt man bei der notwendigen Recherche zu Hintergrundinformationen sehr viel mehr an Material an, vor allem historisches interessiert mich sehr. Ich hüte und hege diesen wertvollen Schatz als Basis für Projekte. Die Idee zum Krimi entstand bereits mit den „Wörtherseewanderungen“ und erste Leseproben kamen bei Publikum gut an. Parallel zu den nächsten Wanderbüchern habe ich über die Jahre wieder daran gearbeitet und eine Veröffentlichung angestrebt. Solche Planphasen dauern in der literarischen Arbeit oft sehr lange, was nicht von Nachteil sein muß. Auf die Frage nach dem Unterschied zu den Sachbüchern antworte ich: Sind die Wanderführer erfolgreiche pragmatische Projekte in Zusammenarbeit mit Sponsoren, in denen es um klare Fakten geht, gönne ich mir bei den literarischen Arbeiten naturgemäß vielschichtigen kreativen Spielraum, versuche mich an Experimenten und  - aus Sportsgeist und handwerklichem Ehrgeiz  – an immer wieder neuen Formaten. So startete ich mit der Figurenentwicklung und der Idee zu einer Geschichte, die in der Umgebung spielt, die mir bedeutungsvoll ist. Für die Buchherausgabe im Rahmen von „SPread the Karavanks“ musste die vorhandene Langfassung für das Format angepasst und gekürzt werden. Einige lebhafte Figuren und satirische sidesteps musste ich opfern. Ich hoffe, sie verzeihen es mir. 

Wo fanden Sie Anregung und Inspiration für die Schöpfung und Charakterisierung Ihrer beiden Hauptfiguren, der beiden Polizeikommissare Vesna Vaselli und Martin Auernig? 

Figuren entstehen zu lassen ist ein für mich sehr freudiger spielerisch-kreativer Akt einerseits und professioneller handwerklicher Arbeit an der Charaktergestaltung andererseits. Sie entstehen als Konzentrat vorhandenen Wissens und Rechercheergebnissen, vielfältige Anregungen von außen, sei es aus Zeitungsmeldungen, Büchern und anderen Quellen, sie treten in Träumen auf, erwachsen aus Gesprächen, haben die eine oder andere hervorstechende Eigenschaft einer realen Person, sind mehrdimensional, entwickeln sich im Laufe einer guten Geschichte. In Charakterbögen feile ich an ihnen wie an Skulpturen, um sie für den Plot der Geschichte geschmeidig und einsatzfähig zu machen. Habe ich für die Figur einen aussagekräftigen passenden endgültigen Namen gefunden - gute Namen sind sehr wichtig -, kommt Bewegung ins Bild. 

Worin liegt für Sie der Reiz eines Krimis – noch dazu eines regionalen? Und was macht einen guten Regional-Krimi für Sie aus?  

Dazu erinnere ich mich an den von mir sehr geschätzten Henning Mankell. Er hat sich bewusst für die Form des Krimis entscheiden, um Zusammenhänge und Gefahren in der Gesellschaft darzustellen. Ich denke, dies ist der Reiz und macht die Popularität von Krimis aus: Sie treffen den Nerv, stellen dar, die virulent sind, die kitzeln, aufregen, oder schockieren. Der Regionalkrimi konzentriert dies mit dem sehr Nahen, mit Orten, die man gut kennt, die man täglich betritt oder durch Reisen erfahren hat, denen man sich zugehörig fühlt. Man meint die Figuren persönlich zu kennen wie jemand im Dorfgasthaus, denken Sie etwa Herber Dutzlers Kommissar Gasperlmaier im Salzkammergut. Man kann sich rascher identifizieren als mit einer literarischen Kunstfigur, die in jeder Hinsicht weit weg zu sein scheint und mit unerreichbaren genialen Eigenschaften versehen wie Arthur Conan Doyles berühmter Sherlock Holmes. Auch ist mir Humor äußerst wichtig. Ohne Lacher fehlt mir etwas am Charakteristikum eines Regionalkrimis. 

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit der Hermagoras/Mohorjeva? 

Das grenzüberschreitende Projekt „SPread the Karavanks“ hat mich sofort, als ich davon erfahren habe, fasziniert. Das Gebiet der Karawanken kann und darf man nicht einseitig betrachten. Seit Jahrhunderten war und ist es ein gemeinsamer Wirtschaft- und Kulturraum, über politische Grenzen hinweg. Schon mit der slowenischen Herausgabe meiner „Rosentalwanderungen“ mit Fokus auf bedeutenden Persönlichkeiten aus dem slowenischen Leben „Popotnik po Rožu“ konnte ich dem Rechnung tragen. Frau Mag. Martina Kanzian, der Projektleiterin bei Hermagoras/Mohorjeva, gefiel mein Vorschlag, einen Krimi für die Buchreihe auszuwählen. Ich freue mich und bin sehr dankbar für die nicht selbstverständliche hochprofessionelle Zusammenarbeit und sorgsame Durchführung dieser vorliegenden Veröffentlichung. 

Was sind Ihre nächsten Projekte? 

Als Autorin arbeite zumeist an mehreren Projekten gleichzeitig. Neben Texten für Ausschreibungen und Wettbewerben mache ich im nächsten Halbjahr ein größeres Manuskript „Vaters Leiche“ (AT) verlagsfertig. Es hat die Anmutung eines Krimis mit Frauenleichen und ermittelndem Kommissar. Doch liegt der Schwerpunkt der Geschichte auf der Nachkriegsvergangenheit eines undurchsichtigen Anwalts, der sich aufs Land zurückgezogen hat. Leichen meinem auch die möglichen Leichen im Keller. Historisches hat bedeutsamen Stellenwert, diesmal der russischen Besatzungszeit in Österreich, wozu es der Recherche bedarf. Eine Neuerscheinung, die für dieses Frühjahr fest geplant war, musste Corona wegen leider auf den Herbst verschoben werden. „Fest am Land“, PEN Club Reihe bei Löcker Verlag Wien, ist eine Sammlung von short stories aus long- und shortlists zu Preisen der letzten Jahre, die nun gesammelt vorliegen. Daneben wachsen und spriessen Textkeime und –ideen für andere Projekte; manchem muss man sich über Monate entwickeln lassen, bis es reif genug ist. Auch Martin Auernig lässt mich sicher so rasch nicht los. Ich denke, er wird wieder in ein Abenteuer rund um den Wörthersee oder am Grenzweg am Mittagskogel starten. Er kann schließlich seinen Triathlon auch heuer noch nicht laufen. Wegen Corona wurde er gerade in die entstandene Internet-task force in Wien einberufen. Der Innenminister hält große Stücke auf ihn, nachdem sie sich beim Kraft-Training begegneten. 

 Was lesen Sie privat?  

 Viel und dauernd, schmunzle ich, die Sucht eingestehend, ob eine der gesündesten, fragen Sie meine bedauernswerten Augen. Ist man als Autor mehr Leser als Schreibender, ist die dauernde Frage. Das eine folgt aus dem anderen und kann nicht so in der Fülle agieren, die Produktion begrenzt. Bin bekennende Bibliomanin seit meiner Kindheit, mit wachsenden Bücher-Regalwänden in allen Wohnungen und Häusern, solange ich lebe. Neben viel Fach- und Sachliteratur, Wörterbüchern, die neuerdings neben online Nachschlagen immer noch ihre Daseinsberechtigung haben  aus beruflichen Gründen mit autistischem System und Abhakungen in den Literaturgeschichtebüchern durch den klassischen Literaturkanon gelesen, um nur einige Beispiele zu nennen, bei Kafka, Musil und Woolf, Beauvoir (was für Paare!?) länger verweilt, danach neuere Autoren aus allen Erdteilen, Engländer, Russen, Skandinavier während meiner Zeit in Helsinki, Südamerikaner, Afrikaner, weniger fernere  Asiaten, immer wieder zu den Österreichern zurückkehrend. Ich gehe zu Lesungen, liebe Hörspiele online, kaufe aus Solidarität Neuerscheinungen zeitgenössischer österreichischer Autorinnen und Autoren, zuletzt Edelbauer und Peschka, Gstättner, weil mir an ihm das beständig Historische sehr nahe ist. Gern Krimis, Mankell verehre ich, aber auch neuere wie Sunil Mann entdeckt, Anregungen von Autorenkollegen oder Literaturzeitschriften und Newslettern, Facebook ua., lasse in der Buchhandlung mich von Umschlägen anlocken, streife wie die Katzen beim Heyn hochkonzentriert, witternd von Regal zu Regal, wehe, es stört mich daraus jemand auf, Buchhändler wissen um das Phänomen, lassen einen in Ruhe, greife zu rezensierten Neuerscheinungen, suche Experimente, warum stößt mich dieses jenes ab, greife erst recht zu, mache völlig neue Bekannte, wandere hochbefriedigt mit Stapeln nach Hause – charakteristische Anzeichen einer Sucht, nicht wahr. Eine Konstante sind historische Werke, Clark, Blom, zuletzt Evans, Geschichte des 19. Jahrhunderts, die mich mit tausend Seiten durch die Coronaquarantäne trägt. 

Hier können Sie das Buch bestellen

Das E-Book zum GRATIS download!