In Klagenfurt gab es eine slowenische protestantische Pfarre
Autor BOJAN WAKOUNIG
Fotos BOJAN WAKOUNIG
Das Land Kärnten weist mit knapp mehr als zehn Prozent einen im österreichischen Maß überdurchschnittlichen Anteil an Evangelischen auf. Lange Zeit gab es eine protestantische Tradition auch unter den Kärntner Slowenen. Im 16. Jahrhundert unterstützten die Kärntner Landstände mit einem Fünftel der Kosten den Druck der ersten kompletten Bibelübersetzung ins Slowenische – die nach dem Übersetzer benannte Dalmantin-Bibel. Von den 1500 gedruckten Exemplaren nahmen sie gleichfalls ein Fünftel, 300 Bibeln, ab.
In Seltschach (Sovče) und Agoritschach (Zagoriče) sowie in einigen anderen Dörfern unter dem Dreiländereck südlich von Arnoldstein (Poklošter) am östlichen Ende des Gailtales konnte die slowenischsprachige Bevölkerung den evangelischen Glauben auch nach der Gegenreformation im Geheimen aufrechterhalten. Dabei kam ihr die entlegene Lage zugute. Dokumente aus dem Jahr 1782, als Kaiser Joseph II. mit dem Toleranzpatent den Protestantismus erlaubte, berichten von 19 protestantischen Familien oder 127 Einzelpersonen in der Umgebung von Arnoldstein. Heute gibt es in der evangelischen Pfarre Agoritschach keine slowenischsprachigen Gläubigen mehr.
Bojan Wakounig
Ein Brennpunkt der Reformation war auch Klagenfurt. In jener Zeit gab es in der Landeshauptstadt auch eine selbständige slowenische protestantische Pfarre. Sie wurde 1570 gegründet und hatte ihren Sitz in der Heiligengeistkirche in unmittelbarer Nähe des Landhauses. Der Historiker Teodor Domej konnte aus den erhaltenen Taufbüchern der slowenischen Pfarre für den Zeitraum vom 11. April 1582 bis zum 13. Dezember 1583 eruieren, dass 56 Knaben und 52 Mädchen getauft wurden. In derselben Zeit wurden in der deutschen Pfarre 73 Knaben und 77 Mädchen getauft. „Der Anteil der in der slowenischen Gemeinde getauften betrug also annähernd 40 Prozent. Da ist zwar keine absolut sichere Datenbasis für die Bestimmung der ethnischen Verhältnisse im damaligen Klagenfurt, immerhin handelt es sich um ein aussagekräftiges Indiz“, schlussfolgert Domej.
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