Literaturweg unter dem Storžič

Der neue Literaturweg in Preddvor macht das literarische Erbe der Region unter dem Storžič (Krainer Storschitz) sichtbar. Die zentrale Persönlichkeit dabei ist die erste slowenische Schriftstellerin, Dichterin und Komponistin Josipina Urbančič Turnograjska, die im Schloss Turn oberhalb von Preddvor zur Welt kam und in Graz begraben liegt.

    Autorin DANICA ZAVRL ŽLEBIR
    Übersetzung BOJAN WAKOUNIG
    Fotos GORAZD KAVČIČ, TINA DOKL

Kleinere Ortschaften, wie es Preddvor und die umliegenden Dörfer sind, können sich zumeist nicht mit vielen Literaturschaffenden brüsten. Einige Orte unter dem Storžič (Krainer Storschitz) haben sich trotzdem ihren Platz in der slowenischen Literaturgeschichte gesichert. Um dieses kulturelle Erbe einem größeren Publikum näherzubringen, wurde der Literaturweg unter dem Storžič ins Leben gerufen, der die Ortschaften Preddvor, Zgornja Bela und Srednja Bela miteinander verbindet. Initiatorin des Weges ist die Kennerin der örtlichen Literatur- und Kulturgeschichte Mira Delavec Touhami Sie ist bekannt für ihre Forschungen über das Leben und das Werk der ersten slowenischen Schriftstellerin, Dichterin und Komponistin Josipina Urbančič Turnograjska. 

„Der Weg beginnt im Ortszentrum von Preddvor, verläuft vorbei am See Črnava bis zum Schloss Turn und dann weiter nach Srednja Bela, wo er endet. Zuerst lernt man das literarische Erbe der Familie Wurzbach mit dem Tagebuch des jungen Harald von Wurzbach kennen. Im Schloss Turn ist natürlich Josipina Urbančič Turnograjska im Mittelpunkt, die genau dort zur Welt kam. In Preddvor geht es um die Bedeutung des Kaplans Lovro Pintar und des Pfarrers Fran Lakmayer, in Srednja vas gilt das Interesse dann Matija Valjavec und dem Volksschriftsteller Matija Naglič. Der Weg ist sehr kurzweilig, mit interessanten Geschichten und für alle Altersklassen passend“, erklärt Mira Delavec Touhami.

Der Literaturweg unter dem Storžič beleuchtet das literarische Erbe der Familie Wurzbach, im Schloss Turn steht die vielseitige Josipina Urbančič Turnograjska im Mittelpunkt, das Interesse gilt auch dem Kaplan Lovro Pintar und dem Pfarrer Fran Lakmayer, dem Dichter und Sammler von Volksliteratur Matija Valjavec und dem Volksschriftsteller Matija Naglič.

Literarische Persönlichkeiten aus Preddvor

Die wichtigste literarische Persönlichkeit ist Josipina Turnograjska (1833–1854), die erste slowenische Schriftstellerin, Dichterin, Komponistin, die in ihrem kurzen Leben (sie starb mit 21 Jahren) so manches erreichte. In einer Zeit, in der ihr der Weg zu einer klassischen Bildungslaufbahn verwehrt blieb, war sie als Frau überdurchschnittlich gebildet. Sie schrieb in slowenischer Sprache, was in der damaligen Zeit für den Adel nicht typisch war, und sie wurde als Frau im Literatenumfeld nicht allzu wohlwollend akzeptiert. 1850 verlobte sie sich mit Lovro Toman, der zu dieser Zeit schon ein angesehener Dichter, Redner und Politiker war. Er studierte in Graz, weswegen die Verlobten ihren Kontakt durch Briefe aufrechterhielten. Ihre Korrespondenz umfasst mehr als tausend Briefe und veranschaulicht ihre emotionale Beziehung als auch die Lebenswelt in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1853 heirateten sie und übersiedelten wegen Tomans Arbeit nach Graz, wo Josipina schon ein Jahr darauf an den Folgen der Geburt und an Masern starb. Sie liegt in Graz begraben, um ihr Grab kümmert sich heute Mira Delavec Touhami, Erforscherin und Bewunderin ihres Werks und Autorin von Büchern über sie.

Der Kaplan Lovro Pintar war Hauslehrer bei der Familie Turnograjski und hatte bedeutenden Einfluss auf die schriftstellerische Tätigkeit der jungen Josipina, auch darauf, dass sie auf Slowenisch schrieb. Er selbst war Autor von religiöser Literatur sowie Politiker und Obstzüchter. Fran Lakmayer ist vor allem als begeisterter und fortschrittlicher Imker bekannt, er schrieb auch ein sehr beachtetes Buch über die Imkerei. Matija Valjavec vulgo Kračman in Srednja Bela war Dichter, Erzähler, Sprachwissenschaftler und Mitglied der Jugoslawischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Zagreb. Matija Naglič sammelte religiöse Texte, schrieb sie nieder und las sie dann seinen Nachbarn und Freunden vor.

Ein Raum zu Ehren der Schriftstellerin im Altersheim

Im Schloss Turn, das heute als Altersheim dient, wurde ein Raum zu Ehren von Josipina Turnograjska eingerichtet, an der Fassade befindet sich eine Büste der Schriftstellerin, oberhalb des Schlosses kann man den Pavillon besichtigen, den die junge Literatin gern aufgesucht hatte. Nun wurde das Angebot mit dem Literaturweg unter dem Storžič vervollständigt. Die Besuchern können entlang des Spazierweges die literarische Vergangenheit der Gemeinde Preddvor aktiv kennenlernen.