Monografie einer Oberkrainerin mit Kärntner Hintergrund

Zum einhundertjährigen Jubiläum anlässlich des Geburtstages der Schriftstellerin und Übersetzerin Mimi Malenšek (1919–2012) wurde im Rahmen der gesammelten Werke »Znameniti Podbrežani« (übersetzt: Berühmte Einwohner von Birkendorf/Podbrezje) die Monografie »V vročem soncu vonj pelina« (übersetzt: In der heißen Sonne der Geruch von Wermut) vom Kulturverein Tabor Podbrezje herausgegeben. Mit dieser Ortschaft und dessen Einwohnern war Frau Malenšek aufrichtig verbunden. Geboren wurde sie in Eberndorf/Dobrla vas in Kärnten.

     Text SUZANA P. KOVAČIČ
    Übersetzung BOJAN WAKOUNIG
     Fotos TINA DOKL

Am 8. Februar 1919 wurde Mimi Malenšek in Eberndorf/Dobrla vas in Kärnten geboren: » ... an einem Ort also, wo slowenisch sprechende Einwohner dominierten, dessen Schicksal aber zu jener Zeit noch unklar war. Als sich das Schicksal klärte, gehörten die Einwohner dem neuen Staat Österreich an. Der Vater entstammte von der jenseitigen neuen Grenze und war mit der Mutter der Kinder schnell zerstritten. Letztendlich waren sie sich darüber einig, dass sie das Kind aus Eberndorf/Dobrla vas in den Süden nach Jesenice schickten. Der Vater übernahm es und brachte es nicht weit entfernt von Jesenice nach Podbrezje. Dieser Ort liegt ungefähr auf der Hälfte des Weges von Jesenice nach Ljubljana. Jedoch war das nun ein neuer Staat der Serben, Kroaten und Slowenen bzw. Jugoslawien. Und warum brachte der Vater das Kind nach Jugoslawien und wo war die Mutter? Durch den Krieg geriet alles in ein Durcheinander. Die Beziehung zwischen dem jungen Mann und der jungen Frau entstand im Lazarett, in dem er Patient war und sie als Krankenschwester arbeitete. Gleichzeitig galt ihr damaliger Freund als Soldat vermisst, wahrscheinlich gefallen. Dann stellte sich heraus, als sie bereits mit dem anderen schwanger war, dass ihr erster Freund lebte und auf dem Weg nach Hause war. So geriet die junge Frau in einen schlimmen Zwiespalt zwischen zwei Männern und außerdem musste sie die Entscheidung fällen, ob sie das Kind behalten sollte oder nicht. Sie traf eine Entscheidung, mit der sie später Hadern sollte. Sie wollte denjenigen nicht verletzen, der von den Toten auferstanden war und enttäuschte lieber den Vater ihres Kindes, sowie das Kind, das als dreimonatiger Säugling über die Berge, zwar nicht allzu weit, aber in ein anderes Land, in ein anderes Gebiet, in das Heim des Vaters gesandt wurde..., so lauten die Worte über die »Oberkrainerin mit Kärntner Hintergrund« in der Monografie.  

Von links: Vorsitzende des Kulturvereins Tabor Podbrezje Dragica (Daca) Perne, Autorin der Monografie Alenka Puhar und ihr Redakteur Jožef Perne

Hausgemachtes Brot vergisst man nie

Mimi erinnert sich gerne an die Jahre der Kindheit beim Vater Franz in Podbrezje. Nach der Mittelschule, die sie kurz vor dem Zweiten Weltkrieg zuerst in Neumarktl in Oberkrain/Tržič besuchte, später in Kranj, arbeitete sie bei der Zeitung »Naša moč«. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges widmete sie sich hauptsächlich dem Schreiben.  Frau Malenšek wohnte später inLjubljana, es entstanden aber so enge Bindungen mit den Bewohnern aus BPodbrezje, dass sie zuerst zum Ehrenmitglied des Kulturvereins Tabor Podbrezje ernannt wurde, später wurde sie auch Ehrenbürgerin der Gemeinde Naklo. Sie hinterließ der Bibliothek in Podbrezje ihre gesamten schriftstellerischen und übersetzten Werke. Sie starb am 13. April 2012 in Ljubljana. Auf ihren Wunsch hin, wurde sie neben ihrem Vater bei der Pfarrkirche des heiligen Jakob in Podbrezje beerdigt. 2013 wurde vor der Pfarrkirche ihre Büste mit den eingemeißelten Worten aufgedeckt: „Hausgemachtes Brot vergisst man nie.“  

Die Präsentation der Monografie fand in Podbrezje anlässlich des slowenischen Kulturfeiertages am 8. Februar – an Mimi Malenšeks Geburtstag und am Todestag des Dichters France Prešeren statt.

Monografie: ein Geschenk an die Schriftstellerin

Der Kulturverein Tabor vermachte der Schriftstellerin eine Monografie. Alenka Puhar widmete sich der Erforschung des Lebens von Mimi Malenšek und ihren Werken. Die Monografie gestaltete Jožef Perne, der sich an Frau Malenšek als  Gast, geistreiche Mitrednerin und weise Lehrerin erinnert, die sehr gerne kulturelle Veranstaltungen in Podbrezje besuchte. »Nun kommt sie symbolisch wieder mit ihrer Monografie zurück. Autoren von Kurzbeiträgen in der Monografie sind Freunde, Verwandte, Dorfbewohner, …: Milan Debeljak, Marta Frantar, Niko Grafenauer, Berta Golob, Janez Janša, Meta Kušar, Nataša Kne Leben, Neža Maurer, Stane Mihelič, Dragica Perne, Jožef Perne, Tone Strlič, Mira Uršič Šparovec. Dr. Jože Gasperič übernahm das Lektorieren, für die Gestaltung sorgte Eva Remškar. »Seit den letzten Jahren sprechen wir über unsere berühmten Persönlichkeiten und von fast allen haben wir wenigstens eine Publikation veröffentlicht. Nach der Veröffentlichung der Monografie 2016 über die Malerin Ivana Kobilca, kam die Idee für eine Monografie über unsere liebe Schriftstellerin und Übersetzerin Mimi Malenšek,“ erklärte Perne, der sich zum Ziel setzte, zusätzlich zu Alenka Puhars Worten auch die enge Bindung von Mimi Malenšek zu den Bewohnern und Bewohnerinnen von Podbrezje zu betonen. Sie hat ihren Heimatort niemals vergessen.

In der heißen Sonne der Geruch nach Wermut

Malenšek gab vierzig Jahre hauptsächlich Romane und imposante Werke heraus. Auch die Hauptautorin der Monografie Alenka Puhar schreibt über Mimi Malenšek, dass sie »Romane und Geschichten über alles liebte. Sie schrieb auch Gedichte und Bühnenstücke, Szenarien und Tagebücher, eigentlich war sie in der Lage über Gott und die Welt zu schreiben, aber am meisten fand sie Geschichten attraktiv, die ihren Weg kreuzten und sie einluden: »Möchtest du keinen Roman aus mir machen?«

Alenka Puhar entnahm folgende Worte aus dem Buch von Mimi Malenšek »Kavatine za angela vremenarja« (In der heißen Sonne der Geruch nach Wermut), die zum Titel der Monografie wurden. Diese Worte »Der Geruch nach wildem Wermut« erscheinen ganz am Ende des Buches als Schlussakkord. Die Schriftstellerin wollte mit dem scharfen Geruch die bittere Nostalgie veranschaulichen. Sie saß nämlich die ganze Zeit mit ihrem Bekannten aus der Jugendzeit zusammen, der ihr seine Probleme und Enttäuschungen aus seinem Leben anvertraute. Den Titel für die Biografie suchte ich in diesen Quellen, was ich persönlich als reine Sprache benenne. Es geht um Worte und Bilder aus der Natur, der Pflanzen- und Tierwelt, der Wetter- und Himmelserscheinungen. Bei Mimi Malenšek findet man ein reichhaltiges Angebot. Ihr erstes Buch war „Pesem polja“ (übersetzt: „Das Lied des Feldes“), ihr letztes „Ko dozori jerebika“ (übersetzt: "Wenn die Eberesche reift"). Dazwischen gab es Werke, wie „Sonce je obstalo“ (übersetzt: „Die Sonne blieb stehen“), „Labodi so zapeli“ (übersetzt: „Die Schwäne haben gesungen“), „Zlati čebelji roj je nabiral med“ (übersetzt: "Der goldene Bienenschwarm sammelte Honig"). Sie versuchte hinter die dunkle Seite des Mondes zu schauen, fühlte den Windhauch des Märzwindes und ließ sich von der Hand des Frühlings streicheln,“ beschreibt Puhar sehr malerisch.

Zurück zu den bescheidenen Worten des Bucheinbandes der Monografie. Licht, Gewässer, Wind, Bäume, Ferne, Nähe, Vergänglichkeit, Infragestellung, Suche, Verletzlichkeit, Trugbild, Wahrheit. Das sind Worte, die Malenšek selber als unentbehrliche, für sie typischste Lieblingswörter wählte. Frau Puhar würde noch ein Wort hinzufügen, und zwar „Tradition“, da Malenšek überzeugt von der Bedeutung der Bräuche war, die von Generation zu Generation vererbt werden.

Titel der Monografie