France Prešeren war auf besondere Art und Weise mit Kärnten und den Kärntnern verbunden

Seit dem Tod des größten slowenischen Dichters France Prešeren (eingedeutscht: Franz Preschern) vergingen dieses Jahr 170 Jahre. Prešeren studierte in Wien, bekannt ist seine Wiener Liebesepisode und auf ganz besondere Art und Weise ist er mit Kärnten und den Kärntnern verbunden.

    Text  MIHA NAGLIČ
    Übersetzung BOJAN WAKOUNIG
    Fotos JOHANN JARITZ, JOŽE KOŠNJEK

Prešeren wurde 1800 in Vrba geboren. Es ist nicht nachgewiesen, dass er als Kind einmal in Kärnten war. Sein erster Weg führte ihn 1821 aus dem damaligen Herzogtum Krain in den Norden nach Wien, wo er studierte. Hier schloss er nach drei Jahren das Philosophiestudium ab und studierte von 1822 bis 1828 Jura. »1824 teilte er seinen Familienangehörigen im Brief mit, dass er sich endgültig für ein Jurastudium entschieden habe. Es kam zum Streit mit den Eltern, da seine Mutter verlangte, dass er Pfarrer werden sollte. Prešeren blieb bei seiner Entscheidung, obwohl ihm seine Familie finanzielle Unterstützung entzogen. Trotzdem gelang es ihm über die Runden zu kommen, bezog er doch seit 1822 das Knafelj-Stipendium. Darüberhinaus unterstützte ihn sein Onkel Josef. Außerdem verdiente er Geld als Hauslehrer am Klinkowströmschen Institut für katholische Jugend.  Diesen Dienst musste er wegen seines Freigeistes und weil er seinem Zögling, dem späteren Dichter und Politiker Anastasius Grün (sein richtiger Name war Graf Anton Alexander von Auersperg), verbotene Bücher lieh, verlassen.« (Wikipedia)

Wiener und Grazer Versuchung

Bekannt ist Prešerens Liebesepisode aus Wien. Die Wienerin, bei der er als Student wohnte, bot ihm ihre Tochter an, die sich auch nicht dagegen wehrte. Es rettete ihn seine Zurückhaltung; später stellte sich nämlich heraus, dass die Tochter bereits schwanger war. Die gerissenen Wienerinnen wollten dem naiven Studenten aus Krain die Folgen aufbürden.  

Zwei Jahre nach seiner Rückkehr aus Wien, um 1830, trat eine Dame aus Graz in das Leben des Dichters: Maria Johanna Khlun, geboren am 7. Dezember 1798. Im Brief an Čelakovský aus dem Jahr 1833 schrieb er, dass »die Liebe zu einem Fräulein aus Graz zerbrach, weil ich ihr anscheinend zu selten schrieb.“ Diese Ironie kann die Tatsachen nicht verleugnen, dass es sich um eine sehr unglückliche Liebe handelte. Unglücklich aus diesem Grund, weil die Liebe mehr von ihrer Seite ausging als von seiner. Die Dame, die ziemlich reich und nicht mehr so jung war, wollte erreichen, dass sich Prešeren mit ihr verlobe und sie heiratete. Als er sich entscheiden musste, wies er sie zurück. Er behauptete angeblich, dass er nicht von ihr ausgehalten werden wollte. Das steht jedoch im Widerspruch zu seinen späteren Avancen Julia gegenüber, die als reichste Braut der Stadt galt. Interessant ist auch das, was Prešerens Schwester Lenka über Frau Khlun sagte. »Eine aus Graz wollte der Doktor nehmen. Sie konnte überhaupt kein Slowenisch. Deshalb scherzte der Doktor und sagte mir: »Meine Frau wird eine Deutsche, hat aber einen Krainer Nachnamen.« Khlun war ihr Familienname. Er fügte noch hinzu: »Meine Frau wird nicht mit euch Schwestern streiten können, weil keine von euch Deutsch kann.« Ihre Schwester war mit Dr. Snoj aus Ljubljana verheiratet. In den Jahren 1832 wohnte diese Sippe in der Nähe von Goričice. Dort wohnten sie zur Miete. Damals war Frau Khlun in Goričice am Sankt-Anna-Tag beim Gottesdienst. Ich habe sie gesehen. Sie war eine vornehme Dame.« Wenn Prešeren Frau Khlun geheiratet hätte, wäre er ein gut situierter Anwalt in Graz geworden, dafür aber wäre die slowenische Poesie verloren. Gott bewahre!

Gedenktafel an die Mutter des Dichters an der Kirchmauer in St. Ruprecht am Moos in Villach

Prešerens Verbindungen nach Kärnten

France Prešeren war auf besondere Art und Weise mit Kärnten und den Kärntnern verbunden. Franc' Vater Šimen versteckte sich in seiner Jugenzeit in Kärnten, um nicht vom Militär eingezogen zu werden. Des Dichters Mutter Mina besuchte ein Jahr lang die Klosterschule in Villach, wo sie gut Deutsch sprechen lernte. Wieder zu Hause nannte man sie »Deutscher Salat«. Der Dichter war wenigstens zweimal in Kärnten: in der ersten Hälfte des Jahes 1832, als er am höheren Gericht in Klagenfurt praktizierte und in der zweiten Maihälfte die Rechtsanwaltsprüfung ablegte; das zweite Mal als er in Sankt Ruprecht am Moos/Šentrupert oberhalb von Villach seinen Bruder Jurij besuchte, der als Pfarrer in Kärnten tätig war.  

Aus Klagenfurt schrieb er mehrere Briefe, von denen fünf an seinen Freund Matija Čop und einer an Miha Kastelec erhalten blieben. Am 5. Februar 1832 schreibt Čop auf Deutsch: »Klagenfurt kennst du so gut wie ich. Die Menschen sind herzlich, wenn man alles lobt, was Lob verdient oder auch nicht. Insbesondere wird mit Ljubljana geprahlt. Die Bewohner von Ljubljana verfügen über viel mehr weltliches Gespür als die Klagenfurter. Sie sind jedoch in jeglicher Hinsicht zu tolerant: jeden dahergelaufenen Herumtreiber lässt man andere beleidigen und anstacheln. Es ist natürlich, dass Leute, die selber nichts sind, sich beweisen wollen, indem sie Einheimische beleidigen.  In diesem Sinne sind die Kärntner klüger: Sie sind in der Lage einem Prahler mit den Fäusten das Maul zu stopfen, anstatt mit der Zunge. Bisher habe ich mich nur wenig herumgesehen und kann Dir über Klagenfurt nicht viel berichten. Die Ljubljanerinnen scheinen mir im Allgemeinen schöner als die bürgerlichen Klagenfurterinnen; jedoch machte eine von ihnen Eindruck auf mich, wovon niemand erfahren sollte. Die einfachen Kärntnerinnen sind durchschnittlich schön und sehr ungepflegt ...«. Im Brief vom 13. Februar schreibt er: »Gestern feierten wir den Geburtstag unserer Majestät. Die Kärntner sind bessere Patrioten als wir. Das Theater war überfüllt, die Vivat-Rufe waren laut, den Anfang der Nationalhymne mussten wir dreimal wiederholen. Daran nehmt Euch ein Beispiel!«  

Über alles interessant und erschütternd ist der Brief, der dem Dichter zehn Jahre später aus Kärnten gesendet wurde. Des Dichters Mutter und die Schwester Lenka lebten damals bei Jurij. Als die Mutter spürte, dass sie sterben würde, diktierte sie Sohn Jurij einen gut bekannten und erschütternden Brief an France. An der Beerdigung der Mutter in Kärnten, konnte France nicht teilnehmen. In Sankt Ruprecht am Moos gibt es an der Kirche eine Gedenktafel an sie.  

Und wie war die Beziehung zwischen dem Dichter, der ein Freigeist war und dem Bruder, der Pfarrer war? »Der Dichter und Jurij entfremdeten sich, denn letzterer war in seinem Glauben ziemlich intolerant, selten schrieben sie sich. Die Briefe blieben nicht erhalten. Er war sparsam und eigensinnig ... Der Dichter besuchte ihn mit Dr. Blaž Crobath und dessen Tochter Luise nach dem Tod der Mutter nur einmal in Kärnten und zwar in St. Ruprecht am Moos. Während Franc' Krankheit half er seinem Bruder und Katra finanziell aus. Ernestina Jelovškova bestätigt, dass er an der Beerdigung seines Bruders teilnahm und möglicherweise bei dieser Gelegenheit einige seiner Bücher und Manuskripte vernichten ließ. … Gegenüber der Mutter der Kinder des Dichters, die sich in ihrer Not mit der Bitte um Unterstützung an ihn wandte, war er hart und sogar grausam.« Jurij starb in Wolfsburg bei Saifnitz, wo noch heute ein schöner Grabstein an ihn erinnert.  (Quelle: Slowenisches biografisches Lexikon, zugänglich auch über das Internet, Kennwörter Prešeren und France Prešeren).

In der Kirche des Hl. Rupert war der Bruder des Dichters, Jurij Prešeren (1805–1868), tätig.