Wenn ich beim Schreiben eins werde mit dem Schaffen, bin ich frei
Autor BOJAN WAKOUNIG
Das Schreiben der Poesie ist für Rezka Kanzian auch eine Rückkehr zur Erstsprache, der Muttersprache Slowenisch, denn sie lebt schon mehr als drei Jahrzehnte in der steirischen Metropole Graz. „Das ist eine Herzensverbindung, um die Beziehung nicht zu verlieren. Im Alltag spreche ich überhaupt kein Slowenisch, wenn ich mich aber niedersetze und schreibe, dann suche ich wie ein Kriminalinspektor nach alten Worten, alten Ausdrücken und exzerpiere sie. Das ist eine Art Hobby, so halte ich meine slowenische Seele beim Leben und habe große Freude daran. Mit den althergebrachten Wörtern eröffnen sich mir neue Welten und ich dringe zum Kern der Sprache vor“, erzählt Rezka Kanzian, die heuer im Rahmen des grenzüberschreitenden Interreg-Projekts SMART Tourist – Spread The Karawanks ihren zweisprachigen, deutsch-slowenischen Lyrikband Angst/Strah (Download unter www.spread-karawanks.eu) herausgegeben hat..
Die Autorin veröffentliche bisher zwei Lyriksammlungen, Cvet na gnojišču/Schattenblüten sowie Krivopetnica/Heimsuchung. Ihr literarisches Wirken wurde mit mehreren Preisen geehrt, darunter mit dem Förderpreis für Literatur des Landes Kärnten und 2018 mit dem Literaturstipendium des Landes Kärnten. Das Wechselspiel zwischen den Sprachen – es handelt sich nicht um Übersetzungen, jedes Gedicht entstand ursprünglich in der jeweiligen Sprache – begleitet sie bei allen drei Lyrikbänden. In ihrem letzten Buch Angst/Strah „bewegt sich die Dichterin in einer Synthese zwischen feiner Ironie und emotionaler Aussage“, wie im Begleitwort zu lesen ist. Die Lyrikerin, die in Rosegg in Kärnten aufgewachsen ist und nach der Matura am Klagenfurter Slowenischen Gymnasium das Studium der Ethnologie absolviert hat, wirkt in Graz auch als Theaterschaffende.
Werkraumtheater